Am 12. Januar 2020 um 8 Uhr fuhren vom Parkplatz Sihlpost drei mit Wanderer gefüllte PWs inRichtung Urnerboden und um 9 Uhr ein mit vier Personen vollgepacktes Auto ab Weesen. 13 Personen wollten in diesem speziellen und schneearmen Winter endlich SCHNEE erleben. Bei unserer Ankunft lagen die Häuser und die Kirche noch im Schatten. Von Glarus herkommend ist der Urnerboden die Alp vor dem Klausenpass, der nur während den Sommermonaten für den Durchgangsverkehr geöffnet ist. Uebrigens fuhr am 15. Juni 1900 die erste Postkutsche über denPass als Verbindung des Glarnerlandes in den Kanton Uri !
Im Gasthaus Urnerboden, unweit des Parkplatzes, genoss unsere Gruppe den obligaten Startcafe samt Gipfeli und/oder feinen selbstgemachten Kuchen. Nach dem Anschnallen der Schneeschuhe trappte die Truppe Richtung Waldhüttli. Schon bald wurden wir von der aufheulenden Schlittenhundekolonie an der Passstrasse «begrüsst» ! Der Schnee lag so spärlich, dass die Grashalme herausguckten. Wenn man bedenkt, dass auch 2 Meter Schnee hätten daliegen können…
Nach der Schleife Oberwang – Gand und Hergersboden ging es dem Fätschbach entlang zum Gasthaus Sonne in Vorder Urnerboden. Für kurze Zeit konnten wir auch einem Eiskletterer bei seinem Sportvergnügen zuschauen. Der Urnerboden bietet verschiedene tolle Winteraktivitäten an:
Langlaufen 10 km auf der Gulispur, Schlitteln von der Bergstation Fisetengrat 8 km herab nach Urnerboden, Schlittenhundetrails 8 bis 10 km lang, Skitouren zur Fridolinshütte, Planurahütte und Claridenhütte und von dort hoch zum Gemsfairenstock (2972 m) oder zum Tödi (3577 m), Winterwanderwege und Schneeschuh-Trails und eben Eisklettern.
Bis kurz vor dem Mittagshalt befanden wir uns im Schatten. Dafür strahlten die Berggipfel aus der Höhe runter um so herrlicher. Beim kurzen Aufstieg von Hinterhütten zum Weiler Mättenwang tauchten auch wir ins Sonnenlicht. Der Jacuzzi vor einem der vielen heimeligen Holzhüttli begrüsste uns im Winterkleid. Im Restaurant Sonne erwartete uns Tramper ein schön gedeckter Tisch und eine gute Auswahl an gluschtigen Menüs. Pommes Frites sind auch heutzutage noch sehr beliebt bei Jung und Alt wie ich feststellen konnte. Nach der Stärkung und dem sozialen Beisammenseins erfolgte der Rückweg auf Yetifinken in 45 Minuten ins Dorf Urnerboden.
Hier noch etwas zu Gegenwart, Geschichte und zur Sage: Der Urnerboden ist die grösste Kuhalp der Schweiz, wo bis zu 1200 Kühe gesömmert werden. Gemsfairen und Fiseten sind Rinderalpen, wo ca. 700 Rinder den Sommer verbringen. Die Enklave Urnerboden gehört kirchlich und politisch zur Gemeinde Spiringen, ist aber nur über die Sommermonate von Uri her erreichbar. Der Urnerboden liegt auf 1372 müM. Für Wanderer gibt es den Guliweg. Guli steht übrigens für «Güggel».
Was die Sage erzählt:
Einst stritten die Urner mit den Glarnern bitter um die Landesgrenze. Zur Tag- und Nachtgleiche sollte je ein rüstiger Fussgänger, sobald der Hahn krähte, ausgesandt werden. Da wo sich die beiden Männer begegneten, solle die Grenzscheide festgesetzt werden. Die Urner setzten ihren Hahn in einen Korb und gaben ihm sparsam zu fressen und zu saufen. Sie glaubten fest, dass der Hunger den Hahn früher wecken würde.
Die Glarner dagegen fütterten und mästeten ihren Hahn ausgiebig und dachten damit gut zu fahren. Dann kam der Herbsttag und in Altdorf krähte der Hahn sobald es dämmerte. Der Urner lief sofort los. In Linthal stand bereits die volle Morgenröte am Himmel und der fette Hahn schlief immer noch. Keiner wagte es, ihn aufzuwecken. Mit grosser Verspätung lief der Glarner los, schaute gegen die Scheide und au weja am Grat erblickte er den Urner, der bereits bergabwärts schritt.
Bald stiessen die Männer aufeinander beim Staldenhäreli ob den Fruttbergen. Der Urner schrie: Hier ist die Grenze, Nachbar! Betrübt der Glarner: Sei gerecht und gib mir noch ein Stück vom Weidland. Der Urner entgegnete: Ich gebe dir noch soviel wie du mich auf dem Rücken tragend bergauf bringen kannst. Gesagt, getan! Plötzlich versagte dem Glarner der Atem, er trank vom kalten Wasser mit dem Urner auf dem Rücken und sank tot zu Boden.
Noch heute kann man sich beim Grenzbächlein an den Hirten erinnern und in Glarus gab man dem Toten die verdiente Ehre und bewahrte seine Treue in Erinnerung.
Am Ende der leichten Schneeschuhtour – Aufstieg 95m / Abstieg 95 m – kehrten die meisten von unsere Gruppe nochmals im Gasthaus Unterboden ein, bevor auch sie die Heimreise antraten.
Danke Fridolin für die tolle Tourenleitung.
Christine Bauer