Fünf Wanderfreudige versammeln sich um 07.55 h beim Gruppen-Treffpunktwürfel und fragen sich, wo unsere Wanderleiterin Margrit Sulzer steckt. Und die Antwort lautet: sie hilft einer verzweifelten
Teilnehmerin das richtige Billett am Automaten neben dem Treffpunktwürfel zu lösen. Das Billett ist für die Anreise nach Unterägeri gültig, jedoch nicht für die Rückreise ab Sattel, weil es die Zonen über
Arth-Goldau nicht enthält. Heutzutage ist das Billettlösen eine eigene Wissenschaft und braucht manchmal viel Geduld und Zeit…
Wir erreichen dann doch noch den Interregio nach Zug und nehmen dort im Bus-Anhänger Platz, der uns nach Unterägeri-Zentrum bringt. Nach der offiziellen Begrüssung durch die Wanderleiterin marschieren wir zu zehnt durch die Höfnerstrasse und kehren zum Startkaffee im Café Kreuzmühle ein. Dort hat unsere Wanderleiterin zwei Tische und feine Gipfeli vorreserviert. Aber die Vitrine der Bäckerei mit verschiedenen Kuchen, Tortenstücke und Nussgipfeln sind auch sehr verlockend.
Bestellen dürfen wir erst nachdem wir unser COVID-Zertifkat gezeigt haben. Nach einer ausgiebigen Pause brechen wir auf und schon bald entdecken wir den Aegerisee und erreichen wir die Strassenverzweigung, wo früher die legendäre Hüttenmarsch-Route des Turnvereins Kaufleute Zürich auf die Höfnerstrasse gestossen ist. Gute Erinnerungen an die Hüttenmärsche von Wollishofen via Sihltal und Lorzentobel mit Mittagshalt im Rest. Boden in Unterägeri und dem
Weitermarsch entlang des Aegerisee bis zum Berghaus Brustalp – stolze 48 km lang – werden bei Margrit und mir wach. Wir laufen an einigen schmucken Häusern und Bauernhöfen mit glücklichen Hühnern, Schafen und Ziegen sowie einem Campingplatz vorbei, bevor wir ein kürzeres Waldstück erreichen. Mittendrin stossen wir auf den alten Brauch des Flössens. Nahe am Ufer entdecken wir viele Baumstämme an der Wasseroberfläche. Heute ist Reisttag, wo noch die letzten dicken Bäume
gefällt, entästet und danach ins Wasser gelassen werden. Zusammen mit über hundert weiteren Zuschauern verfolgen wir das Geschehen, bis der Wanderweg wieder frei gegeben wird. Am 30. Oktober 2021 findet dann das Flösserfest statt mit der Ueberfahrt der «Trämel» nach Oberägeri. Zusammengebunden in der Form eines Schiffes wird das ca. eine Tonne schwere Holz – mit vier kleinen Booten über den See geflösst und drüben vom halben Dorf empfangen. Das Holz wird später für das Bauen von neuen Häusern verwendet (siehe www.floessen-aegerisee.ch)!
Leider geht der schöne Waldweg vor dem Weiler Naas in eine Teerstrasse über, der wir bis Morgarten Dorf folgen. Dazwischen laufen wir an weiteren Bauernhöfen mit weidenden Kühen und an zwei
Campingplätzen vorbei. Auf dem Bauernhof-Camping finden wir sogar offene WC-Anlagen vor. Bei der Festhütte Morgarten wird heute ausgiebig gefeiert. Es gibt eine grosse Festwirtschaft und zwei junge Burschen unterhalten die Leute mit ihren Handörgeli-Klängen. Wir kraxeln zum nahen Schlachtdenkmal hinauf und verzehren auf den Stufen unser Zmittagspicknick und aalen uns in der Sonne. Toller Blick auf den See und auf die zurückgelegte Wanderroute ! Oberhalb des Denkmals findet jeweils am 15. November das traditionelle Morgartenschiessen (300 m) statt. Von Morgarten Dorf laufen wir auf einer Nebenstrasse zum Weiler Schornen, der schon zum Kanton
Schwyz gehört. Den Kaffeehalt im Restaurant Schornen verschieben wir nach Sattel, da wir alle noch satt sind. Bald erreichen wir das Informationszentrum, wo wir viel über die Geschichte und den Mythos
von Morgarten erfahren können von der Schlacht am Morgarten am 15. November 1315 bis zum heutigen Tag. Daneben steht der Letziturm und das Mittelalterliche Schwyzer Haus, dessen Kernbau aus dem Jahre 1176 stammt und damit als ältestes Holzhaus Europas gilt (siehe www.morgarten.ch). Kurz darauf folgt die Schlachtkappelle und wie einst am Hüttenmarsch biegen wir nach links ab und folgen der Schornenstrasse bis nach Sattel hinauf und werfen dort einen Blick auf den alten Dorfkern. Dank Evas Handyeinsatz stossen wir kurz nach dem Ueberqueren der Bahngeleise auf das Hotel Krone, in dem sich heute eine Zweigstelle des Café Kreuzmühle befindet. Eva und ich ergattern die letzten zwei Tortenstücke mit Vermicelles, aber auch die feinen Stracciatella-Schnitten finden Abnehmerinnen aus unserer Wandergruppe. Wir hätten gerne noch länger auf der schönen Sonnenterrasse verweilt, aber der Heimweg naht. Wir brechen auf – zum Bahnhof Sattel-Aegeri oder zur nächsten Bushaltestelle der Zugerland-Verkehrbetriebe. Alle treten gut gelaunt und zufrieden die Heimreise an und blicken zurück auf eine interessante und erlebnisreiche Tour mit einer aufgestellten Wanderschar. Herzlichen Dank an unsere Wanderleiterin Margrit für die gute Organisation.
Fridolin Landolt