Bericht über den Monats-Höck – 28. 6.2019

Zu fünft trafen wir uns neben dem HB und schlenderten zur Sigi Feigel Terrasse an der Sihl: S.Feigel war Jude und lebte die friedvolle Toleranz. Er war gegen Rassismus. Weiter ging es vorbei am Gassenzimmer für Drogenkosumierende und am ehemaligen Büro von G. Duttweiler zur Moschee an der Eisgasse. Dort schoss ein psychischer Kranker auf Muslime: Das kommt also auch bei uns vor. Die reformierte Kirchgemeinde Zürich-Aussersihl half den Opfern. Nun traversierten wir die Kaserne, die unter dem Kommando von Oberturner und Ehrenpräsident des TKZ stand: Hans Futter. Er brachte in den 80-Jahren die Verlegung der Kaserne ins Reppischtal zu stande. Seine Witwe Elisabeth lebt noch in Oerlikon. Wir drehten eine Runde im Blumenlabyrinth: Ein von mutigen Frauen vor einigen Jahrzehnten gepflegter Treffpunkt für alle, wo auch viele kulturelle Veranstaltung stattfinden. 1916 forderte eine couragierte Frau schon für gleiche Arbeit gleichen Lohn …
Noch politischer wird die Geschichte rund um den Helvetiaplatz, wo die Stadt im 19.Jahrhundert das Volkshaus baute, damit die ausländischen Saisonniers, die ohne Familiennachzug in Zürich krampften, duschen, etwas trinken und sich treffen konnten. Ebenso entstand etwas weiter
stadtauswärts die Kirche Don Bosco für kirchlich-kulturelle Aktivitäten. Daneben, in der alten scuola italiana wird bald das italienische Konsulat einziehen. Die Bäckeranlage wurde ebenfalls im 19.Jahrhundert geschaffen für Musikfeste im Pavillon, der den Obdachlosen und Clochards als Sommerstube diente, dies bis zum umstrittenen Neubau des Quartierzentrums.
Dann gingen wir zum Ehrismannhof, eine in Aussersihl typische Blockrandbebauung mit baumumsäumter Spielwiese im Innern. 1990 anlässlich der Sanierung wollten die Bewohner keine Zentralheizung: Sie haben in jeder Wohnung einen Holzofen. Dann wars Zeit für etwas Fruchtsalat, den wir im Garten der Bullingerkirche genossen, bevor wir auf den Kirchturm stiegen. Nach den 155 sehr steilen Tritten rauf und runter hatten wir etwas Flüssigesverdient.
In der zu hörenden Felix- und Regulakirche sind Knochensplitter der Stadtzürcher Heiligen aufbewahrt: Sie wurden nach der Reformation nach Einsiedeln gebracht und erst im 20.Jahrhundert in die zu weihende Kirche zurückgebracht. Jährlich im September wird stadtweit der Felix- und Regulatag gefeiert.

Marcel Wildberger